Fortezza di San Leo (Emilia-Romagna)

Dante Alighieri: Purgatorio IV, 25-30

 

Dante und Vergil bewegen sich vom Fuße des Läuterungsberges, dem Antipurgatorio, mit einer Steigung von mehr als 45 Grad nach oben. Der Purgatoriumsberg inmitten des Ozeans auf der Südhalbkugel, dessen Gestalt und insbesondere Steilheit sich niemand vorstellen kann, wird hier mit den steilsten Abhängen Italiens verglichen: Dem steilen Berg von San Leo (Romagna), der Steilküste bei Noli (Ligurien), dem Berg von Bismantova (Emilia) und dem Monte Caccume (Latium). Sie alle kann man mit den Füßen besteigen oder von ihnen herabklettern, die Steigung des Purgatoriumsberges hingegen würde eigentlich Flügel erfordern – zumindest solche des Sehnens. Es fällt auf, dass bis auf den Caccume alle zugleich Städtchen oder Dörfer sind: Zur Zeit Dantes bestieg man nämlich nur dann einen Berg, wenn sich dort ein bewohnter Ort befand, den aufzusuchen sich lohnte, und nur insofern können sie Vergleichsmomente in der Erfahrung der Leser bereitstellen. Der Monte Caccume kommt wohl nur deshalb hinzu, weil man seine steile Flanke von weitem sieht (zum Beispiel von Anagni, wo Dante vorbeikam).

 

Vassi in Sanleo e discendesi in Noli,
montasi su in Bismantova e ’n Cacume
con esso i piè; ma qui convien ch’om voli;

dico con l’ale snelle e con le piume
del gran disio, di retro a quel condotto
che speranza mi dava e facea lume.

 

(Text nach: Antica vulgata / Petrocchi; wikisource)