Colli Euganei (Veneto)
Andrea Zanzotto (1921-2011): “Notificazione di presenza sui Colli Euganei”, in: IX Ecloghe
Das Sonett Zanzottos, das hier nur in Ausschnitten zitiert werden kann, spielt auf die Gegenwart Petrarcas in den Euganeischen Hügeln an (in Arquà verbrachte Petrarca seine letzten Lebensjahre). In Variation des auch bei dem Sänger Lauras noch aktuellen Trobador-Motivs des Vergleichs zwischen der umgebenden Natur und dem Inneren des Sängers bezieht das Ich die heißen Quellen der Gegend bzw. die Vulkannatur der Hügel und die Fröste an deren Oberfläche auf die Kontraste seiner Liebe. Dabei werden die antinomisch-paradoxalen Formeln Petrarcas anzitiert („agghiaccio et ardo“ vgl. Rerum vulgarium fragmenta 35,5), aber auch bestimmte Standardmotive des Petrarkismus wie Kette oder Pfeil. Am Ende scheint der Wunsch auf, so wie die aus Vulkanen zu harmonischen Hügeln gewordenen Euganeen möge auch das Ich von der Leidenschaft zu harmonischer Ruhe gelangen. Dadurch wird der topische Naturvergleich quasi erdgeschichtlich ausgeweitet. Der stilistische Petrarkismus des Sonetts wird dabei interessant durchmischt mit stilgeschichtlich späteren Klassizismen, die insbesondere an Alfieri erinnern (das „qual voi“ am Anfang des zweiten Terzetts erinnert beispielsweise an „Ella è mia serva / nata, qual voi“ in Virginia I, 2).
Notificazione di presenza sui Colli Euganei
[...] se spazi di serene
ore domando [...]
[...] se deprecando vado le catene
[...]
onde [...]
in opposti tormenti agghiaccio et ardo,
i vostri intimi fuochi e l’acque folli
di fervori e di geli avviso, o colli
in sì gran parte specchi a me conformi.
Ah, domata qual voi l’agra natura ...
(zitiert nach: Andrea Zanzotto: Poesie (1938-1986), a cura di Stefano Agosti, Milano 1993, 141)